NEUE IMPULSE FÜR SCHÖNKIRCHEN

SPD Schönkirchen

5 Fragen an den Bürgermeister P. Zimprich zu HeinSchönberg

Veröffentlicht am 07.10.2016 in Kommunalpolitik

Herr Zimprich, das Land Schleswig-Holstein gab jetzt den Startschuss zur Reaktivierung der Bahnstrecke Kiel-Schönberger Stand. Was erhoffen Sie sich für Impulse von „Hein Schönberg“ für Schönkirchen?

Wir sehen uns in der Region einer gewaltigen Herausforderung gegenüber, und zwar der Gestaltung einer nachhaltigen Entwicklung. Diese Entwicklung bezieht sich auf die Sicherung und Weiterentwicklung der Funktionen als Wohn-, Wirtschafts- und Tourismusstandort. Die Sicherstellung von Mobilität ist dabei ein zentraler Bestandteil. In diesem Zusammenhang kommt auch dem ÖPNV und seiner Gestaltung eine bedeutende Rolle zu. Schönkirchen als wachsender Vorort der Landeshauptstadt Kiel ist auf leistungsfähige und flexible Verkehrsverbindungen im ÖPNV angewiesen, die der Mobilität unserer Einwohner und dem Tagestourismus neue Impulse geben und unser Wachstum unterstützen. Die neue Bahn Kiel - Schönberger Strand wird mit dem Ausbau der Strecke und der Reaktivierung der Verbindungen ein hervorragendes ÖPNV-Produkt anbieten. Über den Kieler Hauptbahnhof wird Schönkirchen an ein attraktives Schnellbahn- System und die Kieler Buslinien angeschlossen, wovon besonders unsere Pendler profitieren werden. Dies gilt jedoch auch umgekehrt!

Wir erhoffen uns auch Besucher aus Kiel und der Probstei, die unseren Ort besuchen und entdecken wollen. Und es gibt für Tagestouristen viel zu entdecken: Der Bahnhof Schönkirchen ermöglicht unmittelbar den Zugang zu unseren attraktiven Wanderwegen sowie dem Skulpturenweg. Ebenso gut sind der Dorfteich mit dem idyllischen Café und die Marienkirche mit ihren Veranstaltungen und Konzerten zu erreichen. Und auch zu den Tennisplätzen, dem Tanzsportclub und den Sportanlagen ist es vom Bahnhof nur ein kurzer Fußweg. Insgesamt also ist die Bahn Kiel - Schönberger Strand eine riesige Chance für die Weiterentwicklung unserer Gemeinde und der gesamten Region.

Ab Dezember 2016 könnte die Bahn laut Verkehrsminister Reinhard Meyer auf dem ersten Teilabschnitt möglicherweise schon stündlich zwischen Kiel Hauptbahnhof und Kiel-Oppendorf pendeln. Was bedeutet das für die Schönkirchener Bürger?

Wir hatten den Wunsch, mit unserem Bahnhof zeitgleich zur Freigabe der ersten Teilstrecke bis Kiel-Oppendorf in Betrieb zu gehen. Ich hatte deshalb Gespräche mit Wirtschaftsminister Meyer aufgenommen. Leider konnte unserem Wunsch nicht entsprochen werden, weil die Planung für den Ausbau der Strecke verschiedene Planfeststellungsverfahren vorsieht. Der Bahnhof Schönkirchen ist erst im nächsten Verfahren dabei. Dies bedeutet eine Zeitdauer von voraussichtlich mindestens vier Jahren bis Ende 2020. Das Planfeststellungsverfahren ist ein Genehmigungsverfahren für größere und komplexere raumbezogene Vorhaben. Der Planfeststellungsbeschluss wägt alle Belange ab und erteilt eine Gesamtgenehmigung.

Wäre denn eine Weiterfahrt bis zum Bahnhof Schönkirchen – losgelöst vom Planfeststellungsverfahren für den zweiten Streckenabschnitt im Kreis Plön – kurzfristig überhaupt möglich?

Mir dauert die Integration unseres kleinen Streckenabschnitts zulange, zumal der Bahnhof Schönkirchen nur 1900 Meter vom Bahnhof Oppendorf entfernt liegt. Ich habe deshalb vorgeschlagen, diesen kurzen Streckenabschnitt bevorzugt und kurzfristig an die Strecke Kiel - Oppendorf anzuschließen. Denn ein erheblicher Teil der Strecke wird ohnehin für das Rangieren der Züge am Bahnhof Oppendorf bzw. im Zusammenhang mit den Güterzügen zum Ostuferhafen und zum Kohlekraftwerk benötigt. Herr Minister Meyer hatte für diese Argumente sehr viel Verständnis und hat mir schriftlich zugesagt zu prüfen, ob durch das Herauslösen des Schönkirchener Abschnitts eine Beschleunigung erzielt werden kann. Das Ergebnis dieser Prüfung steht noch aus.

 

Es gibt auch viele Kritiker des Bahnprojektes. Die Initiative „Bürger für den Bus – gegen die Bahn“ in der Probstei beispielsweise macht mobil gegen eine ihrer Einschätzung nach defizitäre „Hein Schönberg“ Linie und befürchtet insbesondere eine Ausdünnung des Busnetzes. Sind diese Sorgen berechtigt?

Es ist richtig, dass die Bahnstrecke defizitär sein wird. Der Zuschuss aus Steuermitteln wird voraussichtlich 1,7 Mio. Euro für die gesamte Strecke betragen. Bei werktäglich etwa 2200 Fahrgästen kommt die Bahn im Jahr auf mindestens 550.000 Fahrgäste. Ich halte diese Subvention aus verschiedenen Gründen für vertretbar. Zum ersten erfolgt eine erhebliche Entlastung der Zufahrten nach Kiel, der Pkw- Verkehr aus und in die Landeshauptstadt dürfte geringer werden. Zum zweiten werden bisherige Bus-Pendler deutlich geringere Fahrtzeiten haben. Die Fahrtzeiten werden zum bzw. vom Kieler Hauptbahnhof nach Oppendorf nur noch 10 Minuten und zum Bahnhof Schönkirchen nur noch 13 Minuten betragen. Privatreisende aus Schönkirchen können mit ihren Koffern hier in die Bahn einsteigen, ohne mit Bus oder Taxi nach Kiel fahren zu müssen. Durch attraktive ÖPNVAngebote können wir den Individualverkehr weiter reduzieren.

Es ist zu erwarten, dass insbesondere Pkw- Pendler auf die Bahn umsteigen. Natürlich werden auch Bus-Pendler die neue Bahn nutzen. Dabei wird es eventuell zu einer Ausdünnung des Busnetzes kommen. Die Gemeinde wird mit der VKP über eine verträgliche Lösung sprechen, denn wir wollen keine Buslinien aufgeben. Bei einem umfangreichen Umstieg der Bus-Pendler sollte es allenfalls eine Taktung in größeren Abständen geben als bisher.

Welche Hausaufgaben hat Schönkirchen noch zu erledigen?

Wir haben noch zwei Aufgaben vor uns, die wir kurzfristig anpacken werden, wenn der Startschuss gegeben wird. Wir werden Parkplätze am Bahnhof Schönkirchen schaffen und den Bahnhof errichten. Diese Maßnahmen werden stark bezuschusst, so dass unsere Gemeinde nur etwa 25 Prozent der Investitionskosten zahlen muss.

Das Gespräch führte Christoph Kuhl